Silbermann Orgel zu Reinhardtsgrimma
Evangelische Kirche Reinhardtsgrimma
Interview mit Christian Collum
von Silvio Kuhnert Dresdner Neueste
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Am kommenden Sonntag (19.06.2016) um 16 Uhr gibt Organist Christian Collum ein
Konzert auf der Silbermannorgel in Reinhardtsgrimma, Er erinnert
damit an seinen Vater Herbert Collum, der vor 80 Jahren die
Orgelkonzert reihe in der Dorfkirche initiierte. Vor dem
Jubiläumskonzert sprachen die DNN mit dem Musiker.
Frage: Herr Collum, was verbindet Sie mit Reinhardtsgrimma?
Christian Collum: Zu allererst ist es das Wirken meines Vaters
Herbert Collum an der Silbermannorgel. Er hat diese Orgel in der
Kirche wiederentdeckt, nachdem er 1935 als Organist an die
Kreuzkirche nach Dresden gekommen war. Damals besann man sich auf
die alten Instrumente - nach dem Motto „ Zurück zur Natur!". Zu
jener Zeit dominierten Fabrikorgeln. Mein Vater hat dieses
Instrument aus dem Dornröschenschlaf erweckt.
Was verbindet Sie noch mit dem Ort?
Nach dem Bombenangriff auf Dresden sind wir nach Reinhardtsgrimma
evakuiert worden. Dort lebten wir im Pfarrhaus. Nach der Zerstörung
Dresdens, als Orgeln in der Stadt kaputt waren, hat mein Vater immer
wieder Konzerte auf der Silbermannorgel gespielt. Die Programmhefte
dazu besitze ich heute noch.
Was zeichnet die Orgel in Reinhardtsgrimma aus, was ist an
ihr so besonders?
Sie hat diesen typischen und speziellen Silbermannklang. Man könnte
fast sagen, dass Gottfried Silbermann durch den Silberbergbau in
Sachsen inspiriert das Wort „Silber" genommen und dies in seinen
Orgelklang übertragen hat. Der Klang ist sehr klar, sehr silbrig,
sehr obertonreich. Seine Orgeln klingen wie ein Kristall.
Was ist das für ein Gefühl, auf einer Orgel zu spielen, auf
der auch Ihr Vater bereits musiziert hat?
Ganz schlicht und einfach: Vertrautheit. In Rostock hatte ich als
Universitätsorganist eine Jehmlich - Orgel unter den Fingern. Und
die Orgel, die mein Vater mit konzipiert hatte für die Kreuzkirche,
war auch eine Jehmlich - Orgel. Wenn ich an einer Orgel der Gebrüder
Jehmlich oder der Silbermannorgel sitze, fühle ich mich zu Hause.
In diesem Jahr findet die Orgelkonzertreihe in
Reinhardtsgrimma zum 80. Mal statt. Ihr Vater hat sie 1936 ins Leben
gerufen. Wie ist die Idee zu den Orgelkonzerten damals entstanden?
Mein Vater kam 1935 als junger Mann 21-jährig nach Dresden.
Gleich im nächsten Jahr hat er ein Konzert in Reinhardtsgrimma
gegeben. Von da an gab er jedes Jahr zum Himmelfahrtstag ein
Orgelkonzert. Es war ein Ausflugskonzert. Wie zu einem Wallfahrtsort
sind die Menschen entweder auf einem Pferdefuhrwerk oder zu Fuß
durch den Lockwitzgrund zur Kirche gepilgert. Mit den Jahren nahm
der Zustrom immer mehr zu und als die Zahl der Autos anstieg, musste
eines Tages der Verkehrspolizist von Reinhardtsgrimma sogar den
Verkehr regeln. Die Kirche war immer gefüllt, ja ausverkauft. Heute
finden die Orgelkonzerte nicht mehr nur zu Himmelfahrt, sondern im
Sommerhalbjahr einmal im Monat statt.
Am kommenden Sonntag geben Sie auf der Silbermannorgel ein
Jubiläumskonzert. Was werden Sie spielen?
Programmschwerpunkt ist das Werk meines Vaters. Ich werde
zwei Choralbearbeitungen im Bach-Stil spielen, die er als
20-Jähriger komponiert hat. Dann werde ich ein Werk aus dem
sogenannten Dresdner Orgelbuch aufführen. Es folgt ein freies Stück.
Welches es sein wird, entscheide ich heute, wenn ich an der Orgel
probe. Mein Vater hatte nicht nur alte Meister auf seinem Programm,
sondern immer auch eigene Kompositionen. Und ich werde auch
zeitgenössische Musik aus Pop und Jazz auf dem Instrument spielen,
weil dies eine ganz andere klangliche Komponente mitbringt. Zudem
werde ich mit Variationen zu „Freude schöner Götterfunken" die
Klangfarben der Silbermannorgel demonstrieren.